Hey-Joe-Effekt
Hey-Joe-Effekt kommt aus dem Service Umfeld im Unternehmen. Dieser ist auch in der Softwareentwicklung zu finden. Wikipedia hat eine knappe und treffende Definition: „Der Hey-Joe-Effekt beschreibt die Auswirkungen der im IT-Support problematischen “Nachbarschaftshilfe”. Da diese den vorgesehenen Arbeitsprozess umgeht. Das passiert, indem Hilfe für eine Problemlösung über eine inoffizielle Anfrage erfolgt. Es der firmeninternen Bekanntenkreis gefragt. Anstelle das eigentlich dafür vorgesehenen Service Desk zu kontaktieren. Dies wird plakativ mit “Hey Joe” beschrieben.“
Umgehen der vorgegeben Abläufe
Für Einzelne ist das ein höchst attraktives Prinzip. Denn wenn der angesprochene Kollege sich die Zeit nimmt, ist das vermeintlich schneller. Schneller als jeder langwierige Dienstweg mit einem Service Ticket. Das bringt aber auch eine Reihe von Risiken.
- Es gibt Terminkollisionen mit der eigentlich vorgesehenen Arbeit. Diese wird verschoben. Der Hey-Joe-Effekt priorisiert damit Individualinteressen.
- Die Hey-Joe-Anforderungen sind meistens weder fachlich noch technisch ausreichend beschrieben. Was zu Verzögerungen, Doppelarbeit und Ineffektivität führt.
- Es entsteht neben der offiziellen Organisation eine Schattenorganisation mit Aufgaben aus Hey-Joe-Anforderungen, die dann den Ablauf verzögern und blockieren.
Vermeintlich erfolgreich
Es wäre also für alle grundlegend besser, den Hey-Joe-Effekt zu vermeiden. Doch die unternehmerische Realität sieht anders aus. Dieser Effekt hält sich hartnäckig. Das hat mehrere Gründe. Es kann in manchen Fällen sinnvoll sein, das Prinzip des Hey-Joe-Effekt zu nützen. Diese seltenen Ausnahmebeispiele werden dann jedoch als Beleg für das funktionieren dargestellt. Das führt in die Irre.
Sinnhaftigkeit
Ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis des Hey-Joe-Effekts liegt in der Psychologie. Das schnelle Reagieren von „Joe“ vermittelt ihm ein Gefühl von Wertschätzung und Sinnhaftigkeit seiner Arbeit. Der Entwickler enthält dadurch direkte Anerkennung. Dies verschafft ihm eine direkt empfundene Sinnhaftigkeit für die Arbeit.
Im Dialog zwischen dem Kollegen mit dem Problem und dem helfenden IT-Kollegen entsteht ein Erfolgserlebnis. Das Gefühl ist, dass gut, wirkungsvoll und sinnvoll zusammengearbeitet wurde. Die eigentliche Herausforderung ist, dass in einem stark regulierten Workflow, viele Mitarbeiter oft ohne direkten Kundenkontakt arbeiten. Die Anerkennung wird dann von anderen, oft vom Projekt- bzw. Abteilungsleiter abgeschöpft.
Verlangen nach Anerkennung
Die Empfänglichkeit für einen Hey-Joe Ruf ist daher oft nur ein Verlangen nach mehr Anerkennung. Anerkennung ist das wichtige Salz in der Suppe. Wenn sich bei Ihren Mitarbeitern verstärkt der Hey-Joe-Effekt ausbreitet, deutet das auf einen Mangel an Anerkennung hin. Behalten Sie daher das Thema Anerkennung als besonders wichtiges „Werkzeug“ bei Hey-Joe-Effekt im Auge.
Autor:
Dr. Matthias Hettl ist bekannt als internationaler Managementberater. Er trainiert und coacht Vorstände, Geschäftsführungen und Führungskräfte. Zudem vertrat er eine Professur für Management und verfügt über langjährige Führungsexpertise. Erfahrung hat er als Aufsichtsrat, Geschäftsführer sowie auch international als Consultant bei den Vereinten Nationen. Als renommierter Management- und Führungsexperte ist er ein gefragter Speaker.
Mehr Informationen unter: Hettl Consult